Der KI Kompass für Studierende

Ein KI-Buch- und Blog-Projekt von Dr. Stephan Pflaum

Kompass

Über das Projekt

Über den Autor

Impressum / Datenschutz

Warum KI in der Wissenschaft legitim ist – und wie ich ihre Nutzung regelgerecht dokumentiere

Symbolbild

Ich nutze KI als Forschungs- und Schreibwerkzeug, so selbstverständlich wie Statistik-Software oder Literaturverwaltungsprogramme. Die Frage ist daher weniger, ob ich KI einsetze, sondern wie transparent, reproduzierbar und verantwortungsvoll ich das tue. Im Folgenden argumentiere ich, warum KI-Tools legitim sind – und zeige eine praxisnahe Dokumentationsroutine (APA-konform), die sich nahtlos in unseren SFB-Standard einfügt.

Wann habe ich zuletzt eine lineare Regression mit Stift und Papier gerechnet? Vermutlich nie in einer realen Forschungsumgebung. Ich vertraue auf R, Python oder SPSS – werkzeugbasierte Erkenntnis ist die Norm. KI ist die logische Fortsetzung dieser Werkzeuggeschichte: ein Sprach-, Code- und Analyse-Katalysator, der Produktivität erhöht und Barrieren senkt – solange ich Verantwortung, Transparenz und Prüfbarkeit sicherstelle (siehe u. a. [COPE] 2023; [ICMJE] 2025; [Springer] 2024/25). (publicationethics.org)

Warum der Einsatz von KI legitim ist

Werkzeuge verändern Methoden, nicht die Maßstäbe guter Praxis. Die DFG-Leitlinien zur guten wissenschaftlichen Praxis verlangen Integrität, Dokumentation und Nachvollziehbarkeit – sie verbieten KI nicht; sie fordern, dass ich mein methodisches Vorgehen prüfbar mache (DFG-Kodex seit 1. August 2019 verbindlich). (DFG)

Autorschaft bleibt menschliche Verantwortung. Ein breiter Konsens (COPE, WAME, JAMA, Verlage) besagt: KI ist kein Autor, weil ihr Verantwortungs- und Rechenschaftsfähigkeit fehlen. Das legitimiert KI als Werkzeug – sofern ich die Nutzung offenlege und für die Inhalte einstehe. (publicationethics.org)

Transparenz ist rechtlich und normativ im Aufwind. Mit dem EU-AI-Act (Verordnung (EU) 2024/1689) kommen abgestufte Transparenzpflichten, u. a. zur Kennzeichnung synthetischer Inhalte; wesentliche Teile greifen schrittweise bis 2026/27. Für die Wissenschaft heißt das: klare Hinweise auf KI-Einsatz sind „best practice“ – und perspektivisch Regelstandard. (AI Act)

Kurz:

  • Es ist legitim, moderne Werkzeuge zu nutzen.
  • Illegitim wird es erst ohne Dokumentation, Prüfung und Verantwortung.

Wie ich KI regelgerecht (wissenschaftlich) dokumentiere

Ich halte mich an drei Ebenen der Offenlegung:

A. In der Arbeit selbst (Methoden, Danksagung, Daten/Anhang)

  • Wo und wozu? Aufgabenbereiche präzisieren (z. B. Ideenskizze, Strukturierung, Sprachglättung, Code-Review, Prompt-basierte Kategorisierung). (WAME empfiehlt explizite Angaben sogar in Abstract und Methoden, wenn KI analytisch eingreift.) (wame.org)
  • Womit? Tool/Familie, Modellname/-version, ggf. Anbieter.
  • Wie? Zentrale Prompts/Parameter (gekürzt oder im Repositorium vollständig), Datenquellen und Schutzmaßnahmen (Anonymisierung).
  • Wer prüft? Human-in-the-loop: fachliche Gegenlese, Fakt-Check, Code-/Statistik-Replikation.
  • Was bleibt zurück? Prompt- und Ergebnis-Log im Anhang/Repository (Reproduzierbarkeit).
  • Grenzen & Risiken benennen (Halluzinationen, Bias, veraltete Trainingsstände) und Gegenmaßnahmen dokumentieren.
  • Autorschaftsklarstellung: „KI-Tools wurden nicht als Autor:innen geführt; Verantwortung liegt bei den Autor:innen“ (COPE/Verlagslinien). (publicationethics.org)

B. Formale Zitation nach APA

  • In-Text-Hinweise: (z. B. (APA Style 2025)), zusätzlich vollständiger APA-Eintrag im Literaturverzeichnis (Tool + Version + Zugriffsdatum/Permalink). Die APA erlaubt und beschreibt explizit, wie generative KI zu zitieren ist. (APA Style)

C. Politik- & Verlagskonformität

  • Verlagspolitik prüfen (Springer/SAGE/Wiley/MDPI haben klare KI-Hinweise: offenlegen, nicht als Autor führen; Nutzung teils im Methoden-Teil deklarieren). (springer.com)
  • Disziplin-Standards (ICMJE) einhalten: Disclosure und menschliche Verantwortung sind Pflicht (aktualisiert April 2025). (icmje.org)

10-Punkte-Checkliste

  1. Zweck des KI-Einsatzes (konkret).
  2. Tool/Modell (Name, Version/Build, Anbieter).
  3. Datum/Uhrzeit der Nutzung (Zeitzone).
  4. Prompts/Parameter (Kern im Text, Vollständigkeit im Anhang/Repo).
  5. Datenbasis (Training unbekannt? dann Risiken benennen), Privacy-Maßnahmen.
  6. Einsatzstelle im Forschungsprozess (Idee, Entwurf, Analyse, Visualisierung, Übersetzen, Lektorat).
  7. Human-Kontrolle (Fakt-Check, Replikation, Gegenlesen).
  8. Fehlerquellen/Bias + Gegenmaßnahmen.
  9. Reproduzierbarkeit (Logs, Seeds, Skripte, Versionen).
  10. Formale Offenlegung (Textstellen, Danksagung, Methoden, Literaturangaben).

Muster-Formulierungen (übernehmbar)

  • Methoden (analytischer Einsatz):
    „Für das offene Kodieren nutzte ich das Sprachmodell [Modell, Version] am [Datum/Zeit, TZ]. Prompts, Parameter (Temperatur, System-Hinweise) und komplette Interaktionen sind im Anhang A bzw. Repository dokumentiert. Alle Kategorien wurden anschließend manuell validiert und an [N=] Fällen nachcodiert. Etwaige Halluzinations-Risiken wurden mittels Fakt-Checks (Quellenprüfung) mitigiert.“ (vgl. [WAME], [ICMJE]). (wame.org)
  • Danksagung (sprachliches Lektorat):
    „Ich habe [Tool/Modell] zur Sprachglättung einzelner Abschnitte eingesetzt. Inhaltliche Verantwortung und Fehlerhaftungen liegen bei mir; das Tool ist kein Autor (vgl. [COPE]; Verlagsrichtlinien).“ (publicationethics.org)

Forschungstagebuch

Ich habe meine KI-Dokuroutine aus unserem Projektstandard entwickelt und mit den KI-JSON-Ringen verzahnt (siehe interner Beitrag: Die KI-JSON-Ringe des Projekts, 10.10.2025). So protokolliere ich Prompts, Parameter und Prüfpfade konsistent – und kann sie bei Bedarf in Methodenabschnitte übernehmen.

Leitfragen

  • Wo schafft KI in wissenschaftlichen Projekten echten Mehrwert – und wo würde sie Erkenntnis verschleiern?
  • Welche Einsatzschritte (Prompts/Parameter) müssen in Abstract, Methoden, Anhang sichtbar werden?
  • Wie sichere ich Replikation (Logs, Seeds, Skripte) und Autorschaftsklarheit (kein KI-Autor)?

Literatur (APA)

Eine Antwort zu „Warum KI in der Wissenschaft legitim ist – und wie ich ihre Nutzung regelgerecht dokumentiere“

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert